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Die Antike lebt – Spätantikes Zeremoniell und sein Fortleben bis heute

Augustus verschleierte seine Herrschaft mit dem Narrativ, er sei nur ein primus inter pares. Natürlich wusste jeder, dass er der mit Abstand mächtigste Senator war. Der Umgang mit dem Imperator entsprach daher weitgehend dem eines führenden Senators mit seinen Standesgenossen und Klienten. Etwa 200 Jahre lang änderte sich an diesem Herrschaftskonstrukt nichts, wobei die Sonderstellung des Kaisers völlig außer Frage stand.

Was änderte sich im 3. Jahrhundert und warum? Das Hofleben des Kaisers Elagabal hatte Vorbilder aus dem hellenistisch/persisch/altorientalischen Bereich, die Rom immer strikt abgelehnt hatte. In der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts etablierte dann Kaiser Diocletian ein verbindliches Hofzeremoniell. Ein mehr oder minder ungezwungener Umgang mit dem Kaiser war jetzt gar nicht mehr denkbar, denn alles am Kaiser war nun sacrum oder divum.

Uns ist diese Betonung autokratischer Macht eher fremd geworden. Aber in Byzanz hatte sie bis zur Eroberung der Stadt im Jahre 1453 n. Chr. Bestand. Im Westen des Römischen Reiches wurde dieses Zeremoniell bis zur Absetzung des letzten westlichen Kaisers Augustus Romulus 476 n. Chr. fortgeführt.

Ist das kaiserliche Hofzeremoniell nun tot? Nein, denn vieles wurde von der römischen Kirche übernommen und bis heute bewahrt. Die dem Kaiser vorbehaltene Farbe Purpur wurde zum Kennzeichen der Päpste und Kardinäle. Die Prostration gehört zur katholischen Priesterweihe. Dieses und mehr lebt fort. Nur, dass sie aus dem spätantiken Hofzeremoniell entwickelt wurden, ist uns oft nicht mehr bewusst.