Alexander von Humboldt (1769–1859) – Universalgelehrter, Netzwerker und Brückenbauer
Dr. Dr. Thomas Richter (Würzburg)
Alexander stand lange im Schatten seines Bruders Wilhelm. Es überrascht nicht, dass gerade in der globalisierten Welt von heute dieser große Naturforscher besondere Resonanz erfährt. Alexander ist mit vielen naturwissenschaftlichen Disziplinen vertraut, die er insbesondere während seiner großen Forschungsreise nach Süd- und Mittelamerika in der Praxis erprobt. Als Reiseschriftsteller erfreut er seine Leserschaft. Selbst Goethe ist ein großer Anhänger seiner Schriften. Die Verbindung von literarischem Talent und naturwissenschaftlicher Präzision ist gerade für die Gesellschaft in unserer Zeit ein besonderes Faszinosum.
Vor einiger Zeit hat ein Mitglied der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover auf dem Deisterkamm einen eiszeitlichen Findling entdeckt, der in der Fachwelt einiges Aufsehen erregte. Es ist der erste Hinweis darauf, dass der Deister während der Eiszeit komplett von Eis überdeckt war. Noch nie zuvor wurde auf dieser Höhe ein Stein gefunden, der mit Sicherheit von einem Gletscher dort abgelagert wurde. Der 100 kg schwere Findling wurde mit dem Eis aus Südschweden bis dorthin transportiert und deshalb „Schweden-Findling“ getauft.
Der zum Naturdenkmal erklärte Stein wurde in unmittelbarer Nähe des Fundorts auf einem Naturstein-Sockel verankert und eine Informationstafel aufgestellt.
Während des Deistertags am 6. Mai wird dieses NGH-Projekt offiziell eingeweiht.
- Führungen von 12 – 16 Uhr
- Offizieller Einweihungsakt um 14 Uhr
Anfahrt: Zum Nordmannsturm gelangt man zu Fuß, z. B. vom Parkplatz am Nienstedter Pass. Dieser Parkplatz kann mit dem PKW angefahren oder ein stündlich abfahrender Shuttle-Bus vom Egestorfer Bahnhof bis zum Pass genutzt werden. Das Haltestellen-Häuschen steht direkt am Parkplatz.
Achtung: Aus Hannover kommen gibt es wegen Gleisbauarbeiten einen Schienenersatzverkehr bzw. eine Umleitungsempfehlung der Bahn (Fahrt über Hannover – Haste – direkt weiter als Linie S1 am Deister entlang nach Egestorf)
Jura – Blüte des Erdmittelalters
Dr. Eckhard Mönnig (Coburg)
Die erdgeschichtliche Periode des Jura liegt 200 bis 145 Millionen Jahre zurück und umfasst einen Zeitraum von 65 Millionen Jahren. Anhand klassischer Fundstellen von Jura-Fossilien weltweit erklärt der Vortragende, wie die Geologen, ausgehend vom 19. Jahrhundert, dieses Zeitalter erforschten. Dabei hat sich das Bild dieser Zeit und seiner Lebewelt stetig gewandelt. Ein Schwerpunkt des Vortrags sind die Jura-Ablagerungen von Niedersachsen.
Eisland, Grünland? – Umweltgeschichte und heutige Lebenswelten in Westgrönland
Prof. Dr. Jörg Friedhelm Venzke (Bremen), Institut für Geographie der Universität Bremen & Geographische Gesellschaft zu Hannover
Der Vortrag stellt sowohl den phantastischen Naturraum von Westgrönland als auch die historische und gegenwärtige Auseinandersetzung des Menschen mit der Umwelt dieser einsamen Regionen am arktischen Rande der Ökumene dar und geht darüber hinaus der Frage nach, inwieweit aus der (noch) stark vergletscherten Insel im Zuge der Klimaveränderungen „grünes“ Land werden wird.
Die Illusion des Natürlichen – Naturwissenschaftliche Abbildungen und ihre Exaktheit
Dr. Annette Richter (Hannover)
Naturkundliche Darstellungen mussten seit ihrem Einsatz für frühe europäische Forschungsreisen hohe Standards erfüllen: Exakt in Form, Proportion und ggf. Farbe; die Natur so genau wie möglich wiedergebend, aber dennoch mit einer Konzentration auf das Wesentliche. Der Übergang zwischen naturalistischer Abbildung und Schema ist dabei naturgemäß fließend. Tatsächlich wird jedoch gerade bei vermeintlich besonders „exakten“ zweidimensionalen Darstellungen mit einer scheinbaren Dreidimensionalität gespielt – optische Täuschungen inklusive.
Der Vortrag führt ein in die Geschichte und die Techniken der naturwissenschaftlichen Abbildung, die bis heute – im Zeitalter der Fotografie – in etlichen Disziplinen noch eine große Rolle spielt.
Dinos, Flugsaurier und Co. – Die oberjurassische terrestrische Lebewelt aus dem Langenberg-Steinbruch bei Goslar
Dr. Oliver Wings (Gotha)
Im Rahmen des „Europasaurus-Projektes“ wurde am Landesmuseum Hannover in den letzten fünf Jahren eine einzigartige niedersächsische Saurierfundstelle erforscht. Der Vortrag beleuchtet nicht nur die spannendsten Funde und Forschungsergebnisse, sondern gibt u. a. mit Hilfe von Zeitraffer-Aufnahmen auch Einblicke in paläontologische Ausgrabungen direkt vor unserer Haustür.
Ein Leben am Limit – das kleinste Säugetier der Welt, die Etruskerspitzmaus
Prof. Dr. Klaus D. Jürgens (Hannover)
Die Winzigkeit dieser niedlichen nur 2 g wiegenden Spitzmaus bedeutet eine extreme Anforderung an ihre Energieversorgung. Physiologische Weltrekorde sind ihr Nahrungsbedarf: pro Tag fast das Doppelte ihres Körpergewichts, und ihr Sauerstoffverbrauch: bezogen aufs Gewicht in Ruhe 70 mal höher als beim Menschen. Die spektakulären Leistungen ihrer Atmungs- und Kreislauforgane sowie ihre bemerkenswerten Verhaltensstrategien im Kampf ums Überleben werden vorgestellt.
Von der Medizin bis zum Flughafen – Innovation durch moderne Massenspektrometer
Dr. Jens Höhndorf (Bremen)
Warum streichen uns am Flughafen Kontrolleure mit einem Papierstreifen über die Hand, und wie kann man aus einem Tropfen Blut eine Infektion feststellen?
In diesen und vielen anderen Fragen sind heute Massenspektrometer die zugrunde liegende Technologie. Die in der jüngsten Zeit entstandenen Möglichkeiten lösen althergebrachte Verfahren ab und eröffnen eine Vielfalt von neuen Anwendungen.