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Lesung: Martina Kempff: Die Gabe der Zeichnerin
21. November 2017 | 19:30 Uhr – 21:30 Uhr
€3 – €6Martina Kempff: Als Harun al Raschid Karl dem Großen eine Kirche bauen ließ…
Lesung: Martina Kempff, Autorin
Moderation: noch offen
Fachliche Kommentierung: Dr. PD Dr. Sebastian Ristow
Was sich auf den ersten Blick nur wie eine phantastische Provokation ausnimmt, stellt sich beim Lesen dieses kühnen Romans als eine historisch eingebettete Fiktion in einer Zeit heraus, die nach Karl d. Gr. als karolingisch benannt ist. Die ebenso spärlichen wie spröden Fakten zum Bau dessen grandioser Palastkirche in seiner Aachener Kaiserpfalz geben das Skelett für eine lebensvolle Geschichte ab, deren Protagonisten unterschiedlicher und vielfältiger kaum vorstellbar sind. Über den mannigfachen Schicksalen und Konflikten steht die Frage im Raum, wie denn fernab von den kulturellen Zentren Konstantinopel und Bagdad, durch Jahrhunderte von der römischen Ingenieurskunst getrennt, aber zugleich lange vor den Kathedralen eine riesige Kuppel aus Stein gebaut werden konnte. Woher stammte das architektonische Wissen, wie gelangte es in das fränkische Aachen?
Der Handlungsbogen spannt sich vom Kalifat Harun al Raschids über das altehrwürdige Ostrom bis in die Stammesgebiete der gerade niedergerungenen Sachsen. Durchaus verlockend die Vision eines trotz immenser Entfernungen bunten Völkergemischs auf der Baustelle in Aachen, wo sich noch dazu Juden, Moslems, Christen und sächsische Heiden ein Stelldichein geben. Wie hielten die Baumeister und Bauherren es mit der Pietät sterblichen Überresten ihrer Vorgänger gegenüber? Angesichts der vielschichtigen Ingredienzien, die diesen Roman durchziehen, darf das Auditorium darauf gespannt sein, wie es mit seinem historischen Anspruch steht, und was sich hinter dem Wunschtitel 1000 und eine Kuppel verbirgt. Nicht zuletzt drängt sich die Frage auf, ob der Topos „Frau in Männerkleidern“ historisch zu überzeugen vermag.
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